Die Grabungen im höchsten Bereich der Siedlung haben ergeben, dass sich schon viel früher Menschen auf dem Königsberg niedergelassen haben, als bisher angenommen wurde. Auch die Wallanlage dürfte älter sein, als bisher angenommen. Neue außergewöhnliche Fundstücke stammen aus der letzten Phase der Jungsteinzeit und zeigen weitreichende Kontakte.

Die ersten Spuren menschlicher Aktivitäten auf dem Königsberg sind aus der Kupferzeit und mehr als 5000 Jahre alt. In diesem letzten Abschnitt der Jungsteinzeit lebten die Menschen bereits in großen Siedlungen, sie betrieben Ackerbau und Viehzucht, aber auch schon spezialisiertes Handwerk. Die Zeit ist geprägt von der Nachfrage nach kostbarem Kupfer, das als Rohstoff über weite Distanzen verhandelt wird und in lokalen Werkstätten zu den ersten metallenen Gegenständen gegossen wird.  

Eine bedeutende Rolle neben dem Metallhandwerk kommt der Erfindung des Rades zu, das ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. vom Schwarzen Meer bis nach Dänemark zu finden ist. Zu den ältesten Nachweisen für den Gebrauch als Transportmittel zählen Miniaturräder aus Keramik, die von kleinen vierrädrigen Wagenmodellen stammen. Ein solches Rad wurde auch bei der Grabung auf dem Königsberg 2022 gefunden. Das etwa 10 cm große Scheibenrad mit Nabenbuchse ist aus Keramik gefertigt und fast vollständig erhalten. Ob es sich bei den Wagenmodellen um kultische oder profane Objekte handelt, ist unklar. Eine Zuweisung als Spielzeug oder Kultobjekt ist auch bei den in dieser Zeit verbreiteten sogenannten Idolen, kleinen Menschen- oder Tierfiguren, nur schwer möglich. Auf dem Königsberg wurden 2022 ebenfalls die Fragmente einer Widder- und einer Frauenfigur gefunden. Von dem weiblichen Idol ist lediglich der mit Ritzlinien verzierte Torso erhalten, eine grobe Datierung der Figur in die Jungsteinzeit ist aber dennoch möglich.

Internationale Einflüsse am Königsberg

Die bemerkenswerten Fundstücke vom Königsberg zeigen die internationalen Verbindungen der Bewohner und sind in der Tradition von unterschiedlichen Kulturgruppen aus ganz Mitteleuropa gefertigt.  Zu den kupferzeitlichen Funden vom Königsberg zählen die verzierten Fragmente von Keramikgefäßen aus der sogenannten Balaton-Lasinja Kultur, die zwischen 3700-3200 v. Chr. in Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien, Ungarn und Österreich (Steiermark und Kärnten) zu finden ist. In dieser Zeit wurden Keramikgefäße wie Henkelkrüge, Schüsseln und Töpfe mit vielfältigen linearen Motiven verziert, die regelmäßig in den Ton eingestochen oder eingekerbt wurden. Die weitreichenden Verbindungen am Ende der Jungsteinzeit sind auch in den Funden der Chamer-Kultur zu sehen. Sie datieren in jene Phase, in der die Menschen in Mitteleuropa das Metallhandwerk erlernten (3200 ‒ 2700 v.Chr.). Das Hauptverbreitungsgebiet liegt nördlich der Alpen, mit einer Konzentration in Bayern. Bisher wurden in der Steiermark nur in der Siedlung am Wartenstein (Voitsberg) Funde der Chamer-Kultur gefunden. Die charakteristischen Gefäße haben waagrechte, parallel umlaufende Leistenverzierungen mit unterschiedlichen Einstichmustern. Gerne hat man auch das Rohmaterial für die Keramik, den Ton, mit kleinen Quarzsteinchen versetzt. Derartige Gefäße wurde nun auch am Königsberg gefunden. Die neuen Funde aus Tieschen zeigen damit den südöstlichsten Verbreitungspunkt dieser Kultur.

Neben den verzierten Keramikstücken wurden in Tieschen auch zahlreiche Steinwerkzeuge wie Äxte, Dechseln und Beile, aber auch feine Klingen aus Feuerstein gefunden. Der ebenfalls am Königsberg gefundene halbrunde Gusslöffel mit Grifftülle kann als Nachweis für eine lokale Kupferproduktion gesehen werden.

Zeit und Raum

Die größte und am weitesten verbreitete Kulturgruppe der Späten Bronzezeit ist die sogenannte Urnenfelderkultur. Die umfasst einen Zeitraum von etwa 1300 bis 800 v. Chr. und erstreckt sich über ganz Mitteleuropa. Namensgebend ist die bevorzugte Bestattungsweise der Epoche, welche sich durch die Verbrennung der Verstorbenen und die Bestattung der Überreste in Urnen auszeichnet. Die Zeitspanne von 500 Jahren wird in der Forschung in sechs Stufen untergliedert, die jeweils charakteristische Formen und Verzierungen von Bronzegegenständen und Keramikgefäßen aufweisen. 

Bestattungsart

Mit dem Beginn der Urnenfelderkultur treten neue Bestattungs- und Beigabeformen auf. Wie schon der Name andeutet, werden die Verstorbenen nun nicht mehr in Körpergräbern mit großen Grabhügeln niedergelegt, sondern verbrannt. Ihre Asche wird entweder in einer Urne aus Keramik gemeinsam mit den (nicht) verbrannten Beigaben in Grabgruben bestattet oder in sogenannten Brandschüttungsgräbern verstreut. Die urnenfelderzeitlichen Gräberfelder umfassen oft mehrere hundert Bestattungen, teilweise mit steinernen Grabkammern, die als Flachgräber mit umlaufenden Fundamentgräbchen oder mit kleinen aufgeschütteten Grabhügeln gestaltet sind. Die Beigaben umfassen verzierte Keramikgefäße, Schmuckstücke, Waffen und Werkzeuge aus Bronze, die uns Aufschluss über das Geschlecht und den sozialen Status des Verstorbenen geben können.

Siedlungswesen

Neben kleinen Siedlungen im Tal lassen sich die Menschen in der Urnenfelderzeit bevorzugt in großen Höhensiedlungen nieder. Mit einer Größe von bis zu 30 Hektar können diese Siedlungen als stadtähnliche Zentren ihrer Region angesehen werden, die teilweise dicht besiedelt waren. Man wählt bevorzugt Höhenrücken in strategisch günstigen Positionen aus, die durch ihre steilen Hänge bereits natürlichen Schutz vor Angreifern bieten. Um die Siedlungen besser verteidigen zu können werden meterhohe Erdwälle mit Holz-Stein-Konstruktionen im Inneren und vorgelagerten Gräben errichtet. Derartige Höhensiedlungen finden sich in der Urnenfelderzeit in der ganzen Steiermark. Im Vulkanland konnten neben der Siedlung auf dem Königsberg bei Tieschen, auch in Riegersburg, Straden und auf dem Kapfensteiner Kogel Überreste von Höhensiedlungen gefunden werden.

Die archäologischen Ausgrabungen in spätbronzezeitlichen Siedlungen geben Aufschluss über die Bauweise der damaligen Häuser. In der Höhenlage wurden die Gebäude bevorzugt als Blockbauten mit einem Steinfundament oder als Ständerbau mit Flechtwerkwänden und Lehmverputz gebaut. In den Siedlungen finden sich unterschiedlich gestaltete Gebäude, sie umfassen kleine Hütten, die als Werkstätten oder Speicher dienten, aber auch große Gemeinschaftsgebäude mit über 10 m Länge. Darin finden die Archäologen Spuren von Feuerstellen, Backöfen, Abfallgruben, unterschiedliche Werkzeuge der Textilherstellung und des Bronzehandwerks sowie zahlreiche Bruchstücke von Keramikgefäßen.

Die befestigte Höhensiedlung auf dem Königsberg

Die denkmalgeschützte Fundstelle auf dem Königsberg ist eine der größten und bedeutendsten befestigten Höhensiedlungen der Südoststeiermark. Die Siedlung datiert in die Späte Bronzezeit, in einen Zeitraum von etwa 1300 – 800 v. Chr., und erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 10 Hektar. Der Königsberg bot mit seinen steilen Hängen und dem relativ flachen Gipfel die idealen Voraussetzungen für die Erbauung einer Höhensiedlung. Um diese besser verteidigen zu können, wurde um den gesamten Siedlungsbereich ein meterhoher Erdwall mit Holz-Stein-Konstruktionen im Inneren und einem vorgelagerten Graben errichtet. Die eindrucksvolle Befestigung ist abschnittsweise auch heute noch sehr gut im Gelände erkennbar. Die Erdaufschüttung könnte abschnittsweise mit einer vorgeblendeten Bohlenwand oder einer Trockensteinmauer stabilisiert worden sein, jedoch sind heute keine Überreste davon sichtbar. Der Zugang zur Siedlung ist im Bereich des heute als „Stadttörl“ bekannten Durchlasses im Südosten der Wallanlage anzunehmen, der noch heute als Zufahrtsstraße genutzt wird. Das höchste Plateau des Königsbergs im Nordosten wurde zusätzlich von einem zweiten Wall gesichert. Die etwa 1 Hektar große Innenfläche, das sogenannte Kernwerk, stellt vermutlich das Zentrum der Höhensiedlung dar. Die Siedlung lässt sich auf der gesamten durch die Befestigung geschützten Fläche nachweisen und reicht bis nahe an die Wallaufschüttung. Auch außerhalb der befestigten Innenfläche konnten Siedlungsspuren und Streufunde auf Terrassen und Hängen festgestellt werden. Die Wasserversorgung dürfte durch Quellen an der tiefsten Stelle des Kraters gewährleistet gewesen sein. Aus welchen Gründen die Siedlung zu Beginn der Eisenzeit verlassen wurde, kann erst durch intensivere Forschung beantwortet werden. Während der Ausgrabungen wurden immer wieder Spuren von niedergebrannten Gebäuden gefunden, die möglicherweise im Zusammenhang mit dem Ende der Höhensiedlung stehen.

Die bisher bei den Ausgrabungen freigelegten Hausgrundrisse sind relativ kleine Bauten mit Längen von 2 bis 5 Metern, die vermutlich als Werkstätten oder Speicher genutzt wurden. Die Gebäude wurden überwiegend in Ständerbautechnik mit Flechtwerkwänden und Lehmverputz gebaut und zeigen teilweise Steinpflasterungen. Im Inneren der Häuser konnten Archäologen nicht nur zahlreiche Bruchstücke von aufwändig verzierten Keramikgefäßen auffinden, sondern auch Feuerstellen und Backöfen. Bei den Grabungen im Kernwerk wurden zahlreiche Überreste der Textilherstellung in Form von unterschiedlich großen Spinnwirteln, Tonspulen und Webstuhlgewichte gefunden. Für das Fundmaterial der urnenfelderzeitlichen Siedlung charakteristisch ist der Feuerbock, ein Fundstück, das zum Wahrzeichen der Gemeinde Tieschen wurde und heute auch deren Wappen ziert.

Eisenzeit am Königsberg

Vom Königsberg stammt nur eine relativ geringe Anzahl an Funden aus der späten Eisenzeit, wodurch eine Besiedlung durch keltische Gruppen vorerst ausgeschlossen werden kann. Diese Funde stammen zwar überwiegend von älteren Grabungen und Begehungen auf dem Königsberg, aufgrund fehlender Aufzeichnungen können diese jedoch nicht mehr verortet werden. Das Material umfasst ein Messer und ein Beil aus Eisen, eine Bronzefibel und sporadische Funde von Keramik, die wenig aussagekräftig sind. Zwei keltische Münzen aus Gold und Silber, die um den Königsberg gefunden wurden, sind heute leider verschollen. 

Römische Kaiserzeit

Ein weiterer beeindruckender Nachweis einer dichten Besiedlung des Gebiets um den Königsberg ist im Größinger Tanner zu finden. Es handelt sich dabei um die Reste eines großen Hügelgräberfeldes aus der Römischen Kaiserzeit, das heute noch 51 Grabhügel umfasst. Hier wurden in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten die verbrannten Überreste der Verstobenen in Urnen und teilweise mit Steinsetzungen unter massiven Erdaufschüttungen beigesetzt. Da ein Großteil der Grabhügel bereits von Raubgräbern geplündert wurde, sind viele Informationen zum genauen Aufbau der Gräber und den damit verbundenen Bestattungsritualen verloren gegangen. Bei den archäologischen Grabungen konnten nur noch wenige Beigaben wie Keramikgefäße und einige wenige Münzen gefunden werden.